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von Josias Clavadetscher (Artikel im "Boten der Urschweiz" vom 5. Oktober 2023

becher
Er hat einen weiten Weg hinter sich. Ein Rütlibecher von 1892 hat seinen Weg aus Südafrika zurück zur Schwyzer Sektion gefunden. Dort ist er ins Inventar aufgenommen worden und wird in den nächsten Tagen in der Vitrine im Stammlokal ausgestellt. Welche Wege der Becher allerdings in diesen 131 Jahren genommen hat, das ist nicht bis ins Detail geklärt. Sicher ist, dass er einer der damals nur neun Rütlibecher ist, welche am 9. November 1892 abgegeben wurden. Empfänger waren die besten Schützen der Rütlisektionen Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Luzern sowie der nur gerade vier Gastsektionen Zürich, Aarau, Zofingen und Burgdorf. Zusammen waren damals nur gerade 150 Mann auf dem Rütli dabei. Durchgeführt worden ist das Rütlischiessen 1892 von der Sektion Luzern, «bei prachtvollstem Wetter», wie es heisst.

Hätte auch im Güsel landen können

Dann verliert sich die Spur des Bechers. Nach dieser Verleihung ist er zuerst sicher durch den Gewinner gehütet worden, später aber durch Nachfahren nach Südafrika gekommen. Zuletzt befand er sich im Besitz von Raimund Dalcher, einem begeisterten Sportschützen. Als Mitglied des 1955 gegründeten Swiss Rifle Clubs Johannesburg hat er zusammen mit seinen Kameraden immer wieder eidgenössische Schützenfeste besucht, mehrmals auch das Rütlischiessen. Letztmals war er 2017 auf der Rütliwiese anzutreffen. Vor zwei Jahren ist Dalcher verstorben. Seine Gattin ist bei der Räumung auf diesen historischen Rütlibecher gestossen und wollte ihn nicht einfach entsorgen oder einschmelzen lassen. Heinz Weber, Ehrenpräsident der Schwyzer Rütlischützen, berichtet, dass Elisabeth Dalcher via ihre Schwester Margrith Buchegger, Altendorf, Kontakt mit dem Vorstand der Vereinigung der Historischen Schiessanlässe in der Schweiz aufgenommen habe. Dies aus der Meinung heraus, dass dieser Becher doch wieder zurück gehöre an seinen Ursprungsort. Dort ist der Rütlibecher nun angelangt. Heinz Weber hat sich darum gekümmert, den seltenen Becher abgeholt, gereinigt und ins Inventar der Schwyzer Rütlischützen aufgenommen, wo man nun eine Rarität aus dem vorletzten Jahrhundert besitzt.

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